Entwicklungsphasen des Hundes von der 1. Lebenswoche bis ca. 1 1/2 Jahre

 

Vegetative Phase 1. - 3. Woche
Schlafen, trinken, Kot absetzen, saugen und nach Wärme suchen.

Übergangsphase 3. - 4. Woche
Die Sinne erwachen: Gehör, Augen, Nase, Geschmack, Neugier

Prägungsphase 4. - 7. Woche
Das Gehirn wird jetzt mehr und mehr "funktionsfähig". Die Lernbereitschaft ist so groß, dass alle Eindrücke sich tief ins Gedächtnis einprägen. Wohl nie in seinem späteren Leben wird der Hund wieder derart aufnahmefähig sein. Woran er sich in diesen Wochen gewöhnt, wird ihm immer vertraut bleiben. Was er jetzt nicht erfährt, wird ihm später bedeutend mehr zu schaffen machen. Was der Züchter hier versäumt, kann später nie mehr oder nie mehr ganz nachgeholt werden.


Sozialisierungsphase
Kleinhunde: 12. Woche, Große Rassen 8. _ 12. Woche
In der Regel erfolgt hier die Übernahme der Welpen durch den neuen Halter. Genauso wie im Hunderudel die Erziehung des Welpen erfolgen würde, muss nun das gleiche im Menschenrudel geschehen. Mit Konsequenz, ohne Gewalt und mit viel Geduld und Liebe müssen wir dem Welpen zeigen, was er darf und was nicht. Gleichzeitig haben wir hier noch die Möglichkeit, den Welpen an verschiedene Umweltsituationen zu gewöhnen.

Rangordnungsphase 13. - 16. Woche
Nun muss endgültig die Rangordnung geklärt werden. Das Verständnis der Junghunde für die Autorität erwacht (im Hunde- wie auch im Menschenrudel). Die körperliche Kraft tritt in den Hintergrund - der Schlauere macht das Rennen.

Rudelordnungsphase 16. - 20. Woche
Der Hund versucht in dieser Zeit, erneut Tabus zu überschreiten. Hier sollen wir ihm nun zeigen, dass wir das nicht ernst nehmen und uns nicht einschüchtern lassen. Versuchen Sie nicht, die eigene körperliche Überlegenheit in den Vordergrund zu stellen, sondern die geistige. In dieser Phase sollten wir den Junghund eher ablenken als auf sein aggressives Spiel einzugehen. Das disziplinierte Spiel soll jetzt seine Sinne fordern, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.

1. Pubertätsphase 6. - 9. Monat
Während des 6. bis 9. Monats wirkt der Hund sowohl physisch als auch verhaltensmässig reifer und manchmal schon recht erwachsen. Doch genau wie beim menschlichen Teenager, kann sein Verhalten von einer Minute zur anderen von ruhigem, wohlerzogenem Benehmen in kindisches Getue umschlagen. Er kann den Eindruck erwecken, als hätte er alles vergessen was er in den letzten Monaten gelernt hat. Es sieht so aus, als wäre er taub oder schwer von Begriff, wenn man ihn ruft oder wenn man ihm einen Befehl gibt. Trumler ( Verhaltensforscher ) beschreibt diese erste Pubertätsphase mit "dummdreist und flegelhaft". Ebenso wie einige Menschenkinder mit ihren Eltern in relativer Harmonie und Ruhe durch diese Jugendjahre gehen, während sich andere in ständigem Aufruhr befinden, gibt es auch im Hinblick auf unsere Hunde große Unterschiede. Vieles hängt vom Temperament des Welpen ab.

Es kommt aber auch zum Teil darauf an, wie sorgfältig man an den Grundlagen einer guten Beziehung gearbeitet hat. Hat man dem Welpen die Verhaltensregeln beigebracht, die er nun braucht, um zu wissen, was man von ihm erwartet? Man muss immer auf Überraschungen gefasst sein, gleichgültig wie gut man den Welpen erzogen hat. Je nach seiner persönlichen Größe, kann er nun verschiedene Arten von Desinteresse zur Schau stellen. Wenn man ihn z.B. herbeiruft, zeigt er möglicherweise keine Reaktion oder er verhält sich so, als höre er den Besitzer nicht. Er macht mit dem weiter, was er gerade tut. Vielleicht steht er aber auch auf und läuft genau in die entgegengesetzte Richtung. Es könnte ihm aber auch in den Sinn kommen, dass es an der Zeit ist, ein wenig zu spielen und springt wild bellend herum, oder er starrt seinen Besitzer einfach herausfordernd an.

Es gibt zahlreiche Versionen dieses Verhaltens, doch es ist offensichtlich, dass er die Autorität des Besitzers herausfordert. Man darf es nicht durchgehen lassen, wenn er dem Besitzer trotzt oder wenn er den Besitzer nicht beachtet. Man darf bei dem Hund nicht das Gefühl aufkommen lassen, er müsse die Befehle nur dann respektieren, wenn es ihm gerade passt. Man muss ihm klarmachen, dass man es ernst meint. Dabei soll man ruhig bleiben, aber nicht nachgeben. Es ist wichtig, dass man den Welpen daran erinnert, dass man immer noch der Anführer ist. Man muss immer sofort handeln und alle Lektionen, die man dem Welpen beigebracht hat, immer wieder von neuem lehren.

Gleichzeitig muss man ihn auch immer wieder daran erinnern, dass man ihn gern hat und erwartet, dass er nicht aus dem Rahmen fällt. Bei allem Ärger über die plötzliche Widerspenstigkeit des Hundes darf man nicht vergessen, dass Lob und Bestärkung sehr wirkungsvolle Erziehungsmittel sind. Es ist wichtig, schnell zu handeln und den Hund zu korrigieren wenn er aufsässig wird, aber man darf auch nicht versäumen, ihn wissen zu lassen, wie sehr man sich freut, wenn er sich ordentlich benimmt und alles richtig macht.
Die erste Pubertätsphase verschwindet genau so schnell wie sie gekommen ist. Man sollte den Hund schon mit "liebevollen Samthandschuhen" anfassen, damit man die bis dahin gute Bindung nicht zerstört, aber dabei muss man trotzdem konsequent sein.

Der halbjährige Junghund erwartet das Leitbild des erfahrenen, psychisch überlegenen Anführers. Es ist also eine kritische Phase, die sehr leicht zu künftigen Erziehungsschwierigkeiten führen kann, wenn diese Vorrangstellung als umsichtiger und überlegener Meuteführer vom scharf beobachtenden Hund nicht anerkannt werden kann. Er ist jetzt sehr geneigt, die eigene Rangfolge zu verbessern. Wenn das Leitbild versagt, wird er zum raffinierten Haustyrannen. (Trumler)


2. Pubertätsphase 11 Monate - 1 1/2 Jahre
Zwischen dem elften und dem achtzehnten Monat wird der Welpe ein junger Erwachsener. Er ist nun weitgehend zu dem Hund geworden, der er von jetzt an bleibt. Er wird wahrscheinlich noch etwas an Gewicht zulegen, und er wird im Laufe der nächsten Jahre noch etwas ruhiger und ausgeglichener werden, doch gegen Ende dieses Zeitabschnittes ist er im wesentlichen ausgewachsen. Die meisten Hunde sind im Alter von einem Jahr voll entwickelt und im Alter von etwa anderthalb Jahren verhaltensmässig gefestigt, ausgenommen Tiere großwüchsiger Rassen. Die werden erst mit anderthalb Jahren ihre volle Körpergröße erreichen und erst bei Vollendung des zweiten Lebensjahres verhaltensmäßig gefestigt sein.

Während dieser Pubertätsphase fühlen sich die meisten Hunde physisch stark und emotional sicher. Obwohl sie inzwischen den größten Teil ihrer Verhaltensregeln kennen, haben viele genug Selbstvertrauen um auszuprobieren, ob sie sich die eine oder andere Übertretung dieser Regeln leisten können. Die Hunde sind jetzt voller Überschwang und Lebensfreude. Sie versuchen, den Besitzer in der einen oder anderen Weise auf die Probe zu stellen. Es kann sein, dass die Hunde sich in dieser Zeit sehr ungebührlich wild benehmen. Sie laufen einfach weg, wenn man mit ihnen Gehorsamsübungen machen will, bellen viel, springen Menschen an, sausen plötzlich völlig kopflos in der Wohnung herum und fegen dabei mit ihren Schwänzen alles vom Tisch usw. Sie brauchen dann wohl einen Dämpfer. Man sollte sich nicht darauf einlassen, dann mit ihnen regellose, tolle Spiele zu treiben.

Der Hund stellt den Besitzer nun nicht durch sein ungebührliches Benehmen auf die Probe, sondern einfach indem er sich sorglos verhält und die Wünsche des Besitzers nicht beachtet. Dies darf man ihm nicht durchgehen lassen, wenn er die Autorität des Besitzers in Frage stellt. Das ist vor allem jetzt wichtig, da er erwachsen wird. Bringt man ihn nicht sofort zur Vernunft, kann er die Botschaft erhalten, dass seine neue Reife und körperliche Kraft es ihm erlauben, die Autorität des Besitzers zu missachten. Gleichgültig, ob der Hund erst elf Monate oder schon über ein Jahr alt ist - wenn er beginnt, den Besitzer herauszuforden, ist es von entscheidender Bedeutung, dass man seine dominante Stellung durch fortgesetzte Bestärkung ordentlichen Benehmens behauptet.

Hat man einmal alle Rebellionen, die sich bei dem Welpen auf dem letzten Stück seines Weges zum erwachsenen Hund gezeigt haben überstanden, wird das Leben mit ihm recht angenehm verlaufen. Aber man muss auf der Hut sein, gelegentliche Rückfälle wird es immer geben. Dann heisst es immer wieder konsequent sein und das gute Verhalten bestärken.


Geschlechtsreife
In die beiden Pubertätsphasen fällt auch die Geschlechtsreife. Beim Rüden äußert sich das in rüpelhaftem Benehmen. Er kommt sich jetzt ungewöhnlich stark vor und er fängt an zu markieren. Er hebt zum erstenmal das Bein beim Urinieren und interessiert sich jetzt für das andere Geschlecht.

Die Hündin kommt jetzt in ihre erste Hitze. Durch die Hormonumstellung kann sie sich sehr wesensverändert geben, d.h. wenn sie vorher auch noch so voller Elan war, so kann es jetzt sein, dass sie sehr ruhig ist und nicht mehr spazieren gehen will oder wenn doch, dann klebt sie am Bein des Besitzers. Ein böses Wort von Herrchen oder Frauchen und sie ist am Boden zerstört. Abem an sollte sie in dieser Phase nicht bedauern, sondern ihr verschaffen viel Bewegung und Ablenkung verschaffen.

Die Hitze dauert ca. 3 Wochen. In der ersten Phase schwellen die Geschlechtsteile an, und es erscheint ein roter Ausfluss. Nach etwa 9 Tagen erfolgt die zweite Phase. Das ist die gefährlichste Zeit. Ab etwa dem 10. Tag ist die Hündin empfängnisbereit. Das dauert ca. 3-7 Tage, aber vorsichtig, bei manchen Hündinnen können diese Tage (Stehtage) auch länger währen.

In dieser Zeit kann sie Sperma von mehreren Rüden sammeln, die dann später, am Ende der Empfängnisbereitschaft befruchtet werden. Sie kann also in einem Wurf Welpen von mehreren Rüden gebären. In der Hitze gehört die Hündin an die Leine, denn ganz genau weiss man nie, wie lange und ab wann die Hündin empfängnisbereit ist.

In der dritten Phase klingt die Schwellung langsam ab. Ca. 7-8 Wochen nach der Hitze kann die Hündin scheinschwanger werden. Diese Scheinschwangerschaft verläuft wie eine richtige Trächtigkeit und vergeht im Normalfall nach ca. 60 Tagen oder früher (Dauer der normalen Austragezeit der gedeckten Hündin) von selbst. Sollten die Scheinträchtigkeiten zu heftig oder auch von Entzündungen der Gebärmutter begleitet sein, so sollte man zusammen mit dem Tierarzt über eine Kastration der Hündin nachdenken.