Patellaluxation

Der Begriff "Patellaluxation" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet (wörtlich übersetzt) "Ausrenkung der Kniescheibe" (latein. Patella = Kniescheibe, latein. luxatio = Ausrenkung, Verrenkung)

An der Bildung des Kniegelenks sind der Oberschenkel, das Schienbein, die Kniescheibe sowie zwei Muskeln beteiligt. Die Patella ist als sog. Sesambein in die Endsehne des großen Oberschenkelmuskels eingelagert, der an der Vorderkante des Schienbeins an der Schienbeinbeule ansetzt. Bei der Bewegung des Knies gleitet die Patella in einer sattelartigen Vertiefung (Rollkammrinne) zwischen den beiden Rollkämmen des Oberschenkels. Verlässt sie diese Position, bezeichnet man dies als "Patellaluxation" . Dies kann zur Innenseite oder zur Außenseite des Beines hin geschehen. Darüber hinaus erfolgt eine Einteilung in Schwerdegrade (Grad I bis IV) und eine Unterscheidung zwischen erworbener (durch Gewalteinwirkung, z. B. Schlag) und angeborener, sowie zwischen ein- und beidseitiger Patellaluxation.

Die weitaus häufigste Form, auf die im folgenden näher eingegangen werden soll, ist die angeborene Patellaluxation nach innen. Eine besondere Veranlagung für diese Erkrankung haben Hunde kleiner Rassen wie Zwergpudel, Yorkshire Terrier, Pekinese, Chihuahua, Rehpinscher und Mops. Meist sind beide Kniegelenke in unterschiedlichem Ausmaß betroffen.

Ursachen

Die angeborene Patellaluxation nach innen entsteht durch eine Fehlentwicklung der gesamten Hintergliedmaße. Dabei sind Art und Ausmaß der Missbildungen unterschiedlich. Zu den wichtigsten gehören:

" Auswärtsdrehung des Oberschenkels,
" Einwärtsdrehung des Schienbeins,
" Abflachung der Rollkämme, vor allem des inneren, dadurch flache Rollkammrinne,
" Verlagerung der Schienbeinbeule nach innen,
" Verformung des Schienbeins

Symptome

Typisch für die leichten Grade ist das plötzliche hüpfen auf drei Beinen und das kurz darauf wieder "normale" Weiterlaufen. Die Kniescheibe hat dann kurzfristig ihre natürliche Lage verlassen und ist anschließend von selbst wieder zurückgeglitten. Häufig zeigt der Hund dabei keine Schmerzäußerung. In schweren Fällen kommt es zu Lahmheiten. Die Patella kann dauerhaft luxiert sein. Tritt dies einseitig auf, belastet der Hund das Bein oft nicht. Sind beide Kniegelenke betroffen, läuft der Hund mit kurzen Schritten und vermeidet des Strecken der Hintergliedmaßen, da in der gestreckten Stellung die Kniescheibe am leichtesten aus der Rollkammrinne gleitet. Die Folge der wiederholten Patellaluxation ist zunächst eine Überbelastung der Kniegelenksbänder. Nicht selten kommt es zum Riss des vorderen Kreuzbandes. Darüber hinaus entsteht im Lauf der Zeit eine Arthrose (Gelenkverschleiß), da die "rutschende" Kniescheibe den Gelenkknorpel abreibt.

Diagnose

Die Diagnose erfolgt zum einen durch Abtasten des Kniegelenks. Die Kniescheibe lässt sich bei einer Patellaluxation leicht aus der Rollkammrinne drücken oder ist bei schwereren Graden außerhalb ihrer natürlichen Lage tastbar. Unterstützt wird die Diagnose durch Röntgenaufnahmen, die die verlagerte Kniescheibe, zum Teil auch vorhandene Fehlentwicklungen der Beckengliedmaße zeigen.

Therapie

Während Hunde mit einer Patellaluxation Grad I häufig keiner Therapie bedürfen (die Entscheidung muss im Einzelfall durch den Tierarzt getroffen werden), kann in schweren Fällen nur eine Operation helfen. Je nach den vorhandenen Veränderungen an den Hintergliedmaßen werden verschiedene Techniken angewandt, durch die eine Stabilisierung der natürlichen Kniescheibenposition erreicht wird. So kann der Tierarzt z. B. die Gelenkkapsel an der Gelenkaußenseite straffen, die Rollkammrinne vertiefen oder die nach innen verlagerte Schienbeinbeule in eine anatomisch korrekte Position versetzen.


Quelle: Lebendige Tierwelt