Seminar 'Deckakt - Trächtigkeit - Geburt'

(Text zur Verfügung gestellt von Dagmar Weinrich)


Geschlechtsorgane der Hündin

Eierstöcke

Die halbmond- bis bohnenförmigen Eierstöcke sind paarig angelegte Keimdrüsen.
Die Aufhängung der Eierstöcke ist relativ kurz (nur wenige cm). Jeder Eierstock enthält ein zentral gelegenes Versorgungsgeflecht aus Blutgefäßen und eine dieses Zentrum umhüllende Schicht mit Keimzellen. Darin befinden sich bei einem neugeborenen, weiblichen Welpen bis zu 700 000 Eizellen. Viele hiervon gehen jedoch bis zur Geschlechtsreife verloren. Zu diesem Zeitpunkt sind noch etwa
350 000 Eizellen vorhanden und die Zahl sinkt weiter, obwohl nur ein Bruchteil der vorhandenen Eianlagen zur Ovulation gelangt.


Eileiter

Sie verbinden die Eierstöcke mit der Gebärmutter und stellen ca. 2 Millimeter dicke und fünf bis zehn Millimeter lange Schläuche dar.


Gebärmutter

Die Hündin besitzt zwei muskulöse Gebärmutterhörner die sich vom Ende der Eileiter in Nierennähe nach hinten zu einem kurzem Gebärmutterkörper, zwischen Mastdarm und Harnblase liegend, vereinigen. Die Größe der Gebärmutter variiert geringfügig in Abhängigkeit von Rasse und Hormoneinfluss. Die gesamte Gebärmutter ist zwischen sechs und fünfzehn Zentimeter lang, wovon auf die Gebärmutter 85 % entfallen.


Gebärmutterhals

Der kurze Gebärmutterhals stellt den Übergang vom Gebärmutterkörper zur Scheide dar. Bedeutung hat der Gebärmutterhals hauptsächlich für den Verschluß der Gebärmutter und im Rahmen der Geburt.


Scheide

Die eigentliche Scheide ist vergleichsweise lang - je nach Rasse zwischen 8 - 20 Zentimeter und reicht bis zum Scheidenvorhof. In diesem Bereich befindet sich auch die Harnröhrenmündung. Die Scham als Öffnung des weiblichen Geschlechtstraktes wird von den beiden Schamlippen begrenzt. Der Scheidenvorhof verläuft bis zum Übergang in die eigentliche Scheide in einem Winkel von 60° nach oben, was für die Durchführung des Deckaktes von Bedeutung ist. Die Scheide ist keine röhrenförmige Erweiterung, sondern eher ein dehnbarer, feiner Spalt.


Geschlechtsreife

Im Alter von sechs - zwölf Monaten erreichen Hündinnen ihre Geschlechtsreife mit der ersten Läufigkeit. Kleine Rassen meist an der unteren Grenze. Die Hündin hat nur jeweils einen Zyklus in jeder Läufigkeitsperiode. D. h., die Hündin wird meist zweimal im Jahr läufig.
Die Dauer der Läufigkeit beträgt durchschnittlich ca. 21 Tage.
Man sagt als Faustregel: eine Woche kommt die Läufigkeit
eine Woche bleibt die Läufigkeit (Stehtage)
eine Woche geht die Läufigkeit

Äußerliche Merkmale der Läufigkeit sind das Anschwellen der Scheide, oft vermehrtes Urin absetzen, leichte Blutungen und nicht zuletzt erhebliches Interesse auf Seiten der Rüden :-)

Es gibt auch die sog. trockene Läufigkeit (auch "weiße Läufigkeit" genannt). Hier erkennt der Züchter nur, dass die Hündin läufig ist, wenn die Rüden ständig hinter ihr her sind.


Deckakt

Zwischen dem 9. - 13. Tag der Läufigkeit ist die Hündin paarungsbereit. Sie hat ihre sog. Stehtage.
Der Rüde steigt auf die Hündin und dringt in die Scheide ein.
Die Hunde hängen (knoten) meist nach erfolgter Paarung. Dieser Vorgang kann bis zu einer halben Stunde (in Einzelfällen auch länger) dauern. Der Züchter sollte in dieer Zeit beruhigend auf die Hunde einwirken, notfalls auch die Hündin halten. Auf keinen Fall dürfen die Hunde gewaltsam getrennt werden oder versuchen, sich voneinander loszureißen, da dabei mit schweren Verletzungen zu rechnen ist (mal ganz abgesehen davon, dass der Rüde wohl nie mehr decken wird und auch die Hündin sich nicht mehr decken lässt).
Um sicher zu gehen, dass der richtige Zeitpunkt für den Deckakt besteht, kann man einen Progesterontest beim Tierarzt machen lassen.


Trächtigkeit (einen sehr detaillierten Trächtigkeitskalender finden sie hier)

Etwa zwei bis drei Tage nach der Eizellfreisetzung und zweite Reifeteilung der Eizellen findet die Befruchtung mit den Spermien in der Eileiterampulle statt. Von nun an teilt sich die Eizelle täglich. Nach dem achten bis fünfzehnten Tag nach der Befruchtung erreichen die Embryonen die Gebärmutter. Dort liegen die sich weiter teilenden Embryonen zunächst frei für ca. fünf bis sieben Tage. Danach verteilen sie sich gleichmäßig im Gebärmutterhorn. Zwischen dem 18. - 20. Tag nisten sie sich dann in der Gebärmutter ein und die Ausbildung der Plazenta beginnt. Damit besitzt jeder Embryo seinen festen Platz.

Um den 28. Tag ist die Plazentabildung beendet. Ab diesem Zeitpunkt heißt es auch nicht mehr Embryo sonder Fötus.
Die Gebärmutter zeit zunächst oviole Fruchtampullen, die um den 33. bis 35. Tag zusammenfließen und zu Schläuchen auswachsen. Die Gebärmutter faltet sich, da der Platzbedarf der Welpen enorm ist.
Um den 35. Tag ist die Organogenese bei den Welpen abgeschlossen. Ab jetzt handelt es sich nur noch um Ausreifungs - Wachstumsvorgänge.
Bis zu diesem Zeitpunkt sollten keine Medikamente, Wurmkuren oder Impfungen erfolgen, da das zum Absterben der Föten führen kann. Ebenso kann es zu Missbildungen kommen.


Feststellung der Trächtigkeit

Ab dem 25. Tag kann man per Ultraschall und ab dem 45. Tag per röntgenologischem Befund feststellen, ob die Hündin tragend ist.


Geburt

Die Kenntnis der wichtigsten Abläufe in der Hochträchtigkeit und während der Geburt ist Voraussetzung für eine korrekte Einschätzung der Situation, gibt sie doch bereits wichtige Hinweise darauf, ob eine Störung vorliegt oder nicht.

Die erste Frage ist die Trächtigkeitsdauer. Diese beträgt 63 Tage (+/- 3 Tage). Aber auch nach dem 66. Tag ist es nicht gesagt, dass eine Störung vorliegt. Die Eizellen der Hündin sind erst mehrere Tage nach der Freisetzung ausgereift und dann nochmals für die Dauer von zwei bis drei Tagen befruchtungsbereit. Die Rüdenspermien überleben im weiblichen Genital bis zu sieben Tagen.


Zeichen für die bevorstehende Geburt

Anzeichen Durchschnittliche Dauer bis zur Geburt Variation
Schamschwellung 2 Wochen 1 Tag
Nestbauverhalten 3 Tage 3 Wochen
Milch in den Zitzen 2 Tage 1 Woche
Unruhe 30 Stunden 2 Wochen
Niedrige Körpertemperatur 19 Stunden 30 - 8 Std.
Hecheln 12 Stunden 2 Tage
Heben der Rute 30 Minuten  


Ablauf einer ungestörten Geburt

Vorbereitungsstadium
Eröffnungsphase
Austreibungsphase
Nachgeburtstadium

Die Geburt des ersten Welpen beginnt in dem jeweils stärker gefüllten Gebärmutterhorn und wird dann wechselseitig fortgeführt. Durch Wehen wir der erste Welpe in Richtung Gebärmutterkörper gepresst. Unmittelbar davor wird beim austreibenden Horn eine sogenannte Gebärmutterhornmündungssperre weit gestellt und die des ruhenden Horns eingeengt, so dass (im normalen Fall) nicht zwei Welpen gleichzeitig in den Geburtskanal treten können.
Der Welpe tritt, noch in der Fruchtblase, ins Becken und dann aus der Scheide. Oftmals muss der Züchter hier eingreifen. Er muss dann den Welpen ziehen. Gerade bei kleinen Rassen ist dies oft der Fall. Hierbei sollte die Fruchtblase nicht zerreißen. Auf keinen Fall darf sie zerreißen, wenn der Welpe mit den Hinterfüßen zuerst austritt (Hinterhandendlage), da er dann ersticken kann. Wenn der Welpe mit dem Kopf zuerst austritt und es länger dauert bis er ganz herausgekommen ist, sollte man die Fruchtblase öffnen, damit der Welpe atmen kann.
Bei Großrassen übernimmt dies alles meist die Hündin völlig selbstständig. Sie nabelt die Welpen ab und regt durch energisches ablecken der Kleinen den Kreislauf des Welpen an. Bei kleinen Rassen obliegt diese Aufgabe meist dem Züchter.


Geburtsstörung

1. Wehenschwäche
2. Falsche Lage des Welpen
3. zu großer Welpe
4. zu enges Becken

Bei Wehenschwäche können sich erfahrene Züchter mit Wehenmitteln behelfen.
Bei den Punkten 2 - 4 ist unbedingt der Tierarzt aufzusuchen - ein Kaiserschnitt ist dann unumgänglich.

Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung:

Dagmar Weinrich Tel.: 04106-2315 oder 04106-68006
Elfie Kähler Tel.: 04193-754911

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Fortpflanzung der Hündin
(ein Leitfaden in Gynäkologie und Geburtshilfe)
von Dr. med. vet. Andrea Münnich
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